Dienstag, 11. April 2017

Feierabend



Ich steh' an der Haltestelle im Morgengrauen. Der Schweiß der Arbeit klebt mir die Buxe an die Innenseite meiner Schenkel. Die Schicht hat mir heute endgültig die letzte Energie geraubt, und doch plagt mich eine unbändige innere Unruhe.

Die Hände jucken wie immer vom Metallstaub, der sich in den Schweiß gemischt hat und jetzt diesen unverwechselbaren Geruch verursacht, aber das ist es nicht, was mich umtreibt, das bin ich gewohnt. Tag ein, Tag aus. Auch die klebrige Buxe geht mir am Arsch vorbei. Gewissermaßen. 
Dass der Fernseher am Wochenende unbedingt durchschmoren wollte, geschenkt. 
Dass der neue 'ne ganze Stange Geld gekostet hat, drauf geschissen.
Dass der Kühlschrank jetzt erstmal leer bleibt, sei's drum. 
Aber dass die Kohlen nicht mehr für Kippen reichen und ich seit vierzehn Stunden und, ich schau auf meine Uhr am Handgelenk, siebenundzwanzigeinhalb Minuten nicht mehr geraucht hab, macht mich wahnsinnig. 

Es juckt überall an meinem Körper. Von den Fußsohlen, übers Waden- und Schienbein bis hinauf zum Bauchnabel. Auf der Stirn, hinter den Ohren und unter den Achseln sowieso. Und jetzt, als ich merke, wie das Jucken von den Schulterblättern auf die Brust wandert, ist es wirklich überall. Selbst in den Nasenlöchern. Einfach ÜBERALL!

Wo bleibt dieser verdammte Bus?!

Ich schau wieder auf die Uhr und bemerke den Stummel, wo mein kleiner Finger sein sollte. Von wegen Rauchen sei ungesund. Das ist das Ergebnis des letzten erzwungenen Entzugs, wer weiß wozu es dieses Mal führt. Es sind schließlich erst vierzehn Stunden und mittlerweile dreißig Minuten von dreihundertsechsunddreißig Stunden. Ich verdränge den Gedanken an die zur Neige gehenden Feierabendbiere ebenso wie den, dass ich erst in etwa dreihunderteinundzwanzig und einer halben Stunde wieder Geld kriege. Zwei Wochen. Zwei Wochen sollen genügen, die Symptome der Abhängigkeit zu überwinden. Aber was nützt mir das jetzt, wenn ich in zwei Wochen doch wieder direkt 'ne neue Stange kaufen gehen werde?

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