Montag, 21. August 2017

Magda



"Noch'n Kirsch!", dein Schrei versucht die Musik zu übertönen, aber sie versteht auch so, was du willst. Ihr seid heute Nacht füreinander bestimmt. Du und die Barfrau? Du und der Kirsch? Ménage à trois. Mal wieder. Du siehst dich um. Deine Freunde tanzen in den Schwaden der Nebelkanone mit Frauen, sitzen mit ihnen an Tischen, machen rum. Du beneidest sie fast, doch wirst dich erst von der Bar weg bewegen, wenn die Zeit gekommen ist. Du blickst wieder auf die Theke, greifst das Glas und schüttest dir seinen Inhalt in den Hals, ehe du ihr einen Fünfer unter das leere Glas klemmst. Du taumelst rückwärts von der Bar. Die Zeit ist gekommen. Er hat seinen Zweck erfüllt. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Du merkst, wie es in dir zu arbeiten beginnt. Du tastest dich an dem unverputzten Ziegelgewölbe entlang zum Ausgang. Der Nebel beißt in deinen Augen. Die Lichter stechen auf deiner Netzhaut. Die Musik dröhnt dumpf in deinen Ohren. Was ist das? Du kennst nur Chopin, Mahler, Janáček. Sagst du immer. Was immer das ist, es ist scheiße, es wühlt dich weiter auf. Macht den Gang noch schwerer. Über der Tür leuchtet das Notausgangsschild. Du nimmst dich noch einmal zusammen. Sammelst alle verbliebene Kraft. Nur noch ein paar Meter, ein paar Schritte. Dann Freiheit. Luft. Dunkelheit. Stille. Du stolperst über den kleinen Platz und fällst auf die Knie. Alles dreht sich. Um dich. Alles windet sich. In dir. Dann bricht es sich Bahn.




Dein Kopf wird sofort klarer und du siehst ein Paar Füße vor dir. Du richtest deinen Blick nach oben und erkennst eine Frau. Deine Augen tränen noch von den Anstrengungen des Erbrechens. Der Schein der Straßenlaterne über ihr lässt dich nur ihre Silhouette erahnen, doch du erkennst deutlich die auf der Brust gefalteten Hände. Die Spitzen ihres langen, schwarzen Haares lugen unter der Kapuze hervor und werden vom Schein der Laterne in einen eigentümlichen Schimmer versetzt. Der Lichtkegel bildet eine Korona um ihren Kopf. Du senkst deinen Blick wieder zum Pflaster, ihre Hand streichelt über deine Wange. Ihre Augen ruhen auf deinem gequälten Gesicht, deinem vom Alkohol angeknockten Körper. Sie holt ein Seidentaschentuch aus ihrer Jacke und wischt dir das Gesicht ab, ehe sie ihre Hände hinter deinem Kopf verschränkt und ihn fest an ihren Schoß drückt. Ihre Finger massieren deinen Hinterkopf. Das Gefühl verloren zu sein weicht langsam aus dir, dein Atem wird ruhiger, dein Puls flacht ab. Sie presst dich weiter an ihren Schoß. Du spürst, wie ihre Wärme auf dich übergeht. Deine Lider werden schwer, du kannst sie kaum noch offen halten und als ihr Griff sich löst, sinkst du zu Boden. In tiefen Schlaf auf dem aufgeheizten Pflaster. 



Du wirst von der Mittagssonne geweckt. Das Leben der Stadt flutet sofort deine Ohren. Menschen steigen über dich hinweg, gehen um dich herum. Zwischen all dem Treiben und Pulsieren kannst du deutlich einen Ruf hören. Spüren. Du siehst dich um. Suchst nach ihr. Sie sitzt auf einer Bank nicht weit von dir und winkt dir zu. Du drückst dich vom Boden hoch, wagst vorsichtig, scheu, einem wilden Tier gleich den ersten Schritt auf sie zu. Du siehst den Kaffeebecher in ihrer Hand, den neben ihr auf der Bank. Deine Schritte werden sicherer, fester. Du setzt dich neben sie. Sie legt ihren Arm um dich, drückt dich an sich und streichelt wieder deinen Kopf. Du siehst, wie einige der Leute gucken, doch es kümmert dich nicht. Du könntest sofort einschlafen. Die Hektik, die euch umgibt, prallt an dir ab. Vielleicht findest du endlich Ruhe, in ihren Armen. Du atmest gleichmäßig. Immer wieder fallen deine Augen zu. Dein Kopf ruht auf ihren Brüsten, hebt und senkt sich bei jedem ihrer Atemzüge.




Wie lange sitzt ihr schon hier? Hast du geschlafen? Wird es schon Abend? Ebbt das geschäftige Treiben um euch langsam ab? Sie gibt dir den Impuls aufzustehen, nimmt dich an der Hand und führt dich vom Platz. Schweigend. Du gehst ohne Zweifel mit ihr. Durch Seitenstraßen und Passagen, vorbei an einem kleinen Park bis zu einer Tür. Sie schließt auf, zieht dich sanft hinter sich herein, führt dich drei Etagen höher in eine Wohnung.




Mit dem Schließen der Tür löst sie den Griff um deine Hand. Sie geht in die Küche. Du siehst, wie sie dir ein Glas Wasser eingießt, ehe sie an dir vorbei wieder in den Flur kommt. Du setzt dich an den Küchentisch, siehst dich um, führst das Glas zum Mund und hörst in die Wohnung. Wasser beginnt zu plätschern. Eine Wanne? Du stützt den Kopf in deine Hände und lauschst weiter. Eine Wanne.




Sie kommt wieder zu dir in die Küche. Nur ein lose gebundener Bademantel bedeckt noch ihren Körper. Du erahnst ihre geschwungenen Hüften, den weichen Schoß, in dem sie dich in der Nacht aufgefangen hat. Sie gibt dir zu verstehen, ihr zu folgen.




Im Bad zieht sie dich aus, legt ihren Bademantel ab und deutet auf die Wanne. Du steigst hinein, sie setzt sich hinter dich auf den Rand, wäscht dir mit einem Schwamm Brust und Rücken. Dann verschließt sie die Arme fest vor deiner Brust. Dein Kopf fällt in ihren Schoß. Du könntest schon wieder schlafen, fühlst dich gleichzeitig zum ersten Mal seit Jahren hellwach. Draußen wird es langsam dunkel. Sie zündet Teelichter an. Das Wasser läuft weiter heiß in die Wanne. Du beugst dich vor, wäschst dir das Gesicht. Sie steht auf, steigt über dich, setzt sich dir gegenüber auf den Wannenrand und sieht dich an. Ihr Blick durchdringt dich sofort wieder. Du willst endlich etwas sagen, doch deine Zunge ist wie gelähmt. Kein Ton kommt über deine Lippen, stattdessen breitet sich wieder diese vollkommene Ruhe in dir aus. So muss sich wohl innerer Frieden anfühlen. Sie steigt vom Rand, du willst dich aus der Wanne drücken. Sie winkt ab, hebt deine Sachen vom Boden auf und verlässt dein Blickfeld. Du bleibst im heißen Nass liegen. Es hat deine Poren geöffnet. Das Gift verlässt deinen Körper. Du schließt die Augen, hörst ein Klacken wie aus weiter Ferne, dann wie die Waschmaschine zu laufen beginnt.




Es klopft an der Tür. Wie lang warst du weg? Egal. Du weißt, es ist Zeit, aus dem Wasser zu steigen. Du trocknest dich rasch ab, schlüpfst in ihren Bademantel und öffnest die Tür zum Flur. Dich empfängt der Geruch von frischem Essen. Was für ein Geruch liegt da in der Luft? Du kennst ihn, kannst ihn aber nicht zuordnen. Er ist Kindheit, Schulspeisung. Du gehst zu ihr in die Küche. Sie sitzt schon am Tisch, vor ihr ein Teller, ihr gegenüber ein zweiter. Eine rötliche Pampe, Sauerkraut, Salzkartoffeln. Zwei Gläser Wasser. Du setzt dich ihr gegenüber. Jetzt, endlich erkennst du es. Tote Oma. Ihr beginnt wortlos zu essen. Immer wieder treffen sich eure Blicke. Sie lächelt dich jedes Mal an. In der Wohnung herrscht Stille. Auch in dir. Du siehst dich nicht hektisch um wie sonst immer. Bist fokussiert auf das Essen und den Blickkontakt mit ihr. Es schmeckt hervorragend. Die Konsistenz perfekt. Nicht zu flüssig. Sämig. Wie es sein soll. Genau richtig. Du lächelst. Ihr Blick ruht auf dir, ehe sie aufsteht und die Küche verlässt. Du trinkst einen Schluck. Schabst die letzten Reste auf den Löffel und steckst ihn dir genüsslich in den Mund.




Ihre Hand streift deinen Nacken, du drehst den Kopf, siehst sie an. Auf dem anderen Arm hält sie deine Sachen. Du schiebst den Stuhl zurück, stehst auf und nimmst sie ihr ab. Ganz gemächlich kleidest du dich wieder an. Du willst noch nicht gehen, aber du weißt, du musst zurück in die Realität.




Sie bringt dich zur Tür, du trittst ins Treppenhaus. Ihr seht euch an, umarmt euch. Sekunden? Minuten? Zeit hat keine Bedeutung mehr. Mit einer Hand hält sie deinen Kopf. Als ihr die Umarmung löst, machst du den ersten Schritt auf die Treppe, drehst dich noch einmal zu ihr um, siehst sie an. Du willst endlich etwas sagen. Sie nickt nur und lächelt dich an, während sie langsam die Tür schließt. Du verlässt das Haus, orientierst dich in der Dunkelheit des vergangenen Tages. In welcher Richtung liegt deine Wohnung? Du gehst in die andere. Kein Grund zur Eile. Kein Grund zu schnell in deine Welt zurückzukehren.




Du bist beinahe wieder zu Hause. Deine Ecke. Dein Viertel. Heimat. Du weißt, kurz vor deiner Wohnung kommst du an einer Kneipe vorbei. Deiner Kneipe.




Du gehst hinein. Siehst die Frau hinter der Bar an, sie ist fast so oft hier wie du. Du musst die Worte erst suchen: "Ein großes Wasser, bitte."

Dienstag, 1. August 2017

Kaffeekränzchen



Peter K. aus Halle trinkt wie jeden Morgen um neun Uhr seinen Kaffee. Ein wenig Struktur muss doch sein, sagt er sich immer. Er erhält seit anderthalb Jahren Rente wegen seiner Erwerbsunfähigkeit. Die Lehre bei der HAVAG mit eingerechnet hat er anderthalb Jahrzehnte gearbeitet. Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht. Bis Ralf Rangnick damals wegen seines Burnouts sein Traineramt niederlegte. Peter hat geschimpft und gezetert, was der Kerl sich einbildet. Burnout. Depressionen. Alles Quatsch. Dann hat er sich mal belesen. Er erkannte Parallelen zu sich selbst. Und weitere fünf Jahre später wagte er, nach langem Zweifeln, den Schritt, sich endlich in die Hände und vor allem in die Praxis eines Psychologen zu begeben. Da dieser bestätigte, eine Erkrankung dieses Ausmaßes könne mitunter schon viele Jahre bestehen, ehe ihre Folgen sichtbar werden, kam die Rentenversicherung - auch nach ausführlicher Prüfung - nicht umhin ihm die Auszahlung zu gewähren. Peter würde es niemals Betrug nennen, eher glückliche Fügung. Glückliche Fügung, dass die Prüfung seiner Situation so reibungslos abging und dass er das Erbe seiner Großmutter verheimlichen konnte.  Das war alles erst mal eine ganz schöne Umstellung, aber seither genießt er sein Leben und beschäftigt sich mit all den Dingen, die ihm wirklich wichtig sind, ihm aber nie ein lebenswertes Einkommen ermöglicht hätten. Er hat das Kaffeekochen perfektioniert, nach seinen Standards. Für eine Tasse gibt er genau zweieinhalb Teelöffel Kaffee, den mahlt er selbst, in die Presskanne, kocht das Wasser komplett auf und lässt es dann drei Minuten abkühlen, ehe er zweihundertfünfzig Milliliter Wasser in die Kanne gießt. Er hat sich extra eine Skala an der Außenseite aufgemalt. Das aufgegossene  Gebräu lässt er dann nochmals vier Minuten ziehen, bevor er den Deckel schließt und vorsichtig und langsam den Stempel nach unten drückt.  Gut Ding will Weile haben, findet er. Er geht jeden Dienstag in der Volkshochschule töpfern, das macht er auch wegen der Struktur, oder zu anderen Kursen. Ein wenig in Spanisch reinschnuppern oder Italienisch. Zehnfingertippen, für die Koordination und Konzentration, für seinen ganzen Stolz. Seine Modelleisenbahn. Ein Nachbau des halleschen Nahverkehrsnetzes. Sie ist an Realismus und Detailverliebtheit kaum zu übertreffen. Der Bergzoo. Der botanische Garten, in dem er als Kind immer so gern war. Das Neue Theater. Die Oper. Burg Giebichenstein, die Moritzburg. Ha-Neu in seiner ganzen Pracht. Und erst der Straßenverkehr, die Passanten. Fast wie im MiWuLa, nur nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Warum er den immer wiederkehrenden Unfall in seiner Straße eingearbeitet hat, kann Peter bis heute nicht erklären. Das Auto, der Kerl im Anzug, der Knall. Immer wieder, alle sechzehn Stunden. So lange er hier wohnt, hat es so etwas noch nie gegeben. Ist eine ruhige Ecke, wenig Verkehr.


Heute Nachmittag kommt sein Freund Holger vorbei. Das machen sie häufiger an den Sonntagen. Sonntag? Komisch, wie so ein Tag an Bedeutung verliert, wenn jeder Tag so ist. Holger hingegen kennt selbst an Sonntagen keinen Sonntag. Er ist seit einigen Jahren selbstständig. Selbst. Ständig. Alles für die Firma, alles für den Mammon. Immer rabota, rabota. Wären die beiden nicht zu Schulzeiten Freunde geworden, es gäbe wohl nichts, das sie verbinden könnte. Ihn und Holger, gefangen im Rad, wie ein Hamster auf Methamphetaminen.

Holger erzählt wieder mal viel von seiner Firma, seiner Familie. Peter ist schon ganz durcheinander, wem er denn nun Rechnungen für seine investierte Zeit stellt. Holger schwafelt minuten- oder vielleicht auch schon stundenlang - Zeiteinheiten haben gerade keine Bedeutung mehr - über Kredite fürs Eigenheim, die Betriebsausstattung, Vorteile von Leasing gegenüber Kauf, seine grandiosen Ideen dem Finanzamt von der Schippe zu springen. Alles böhmische Dörfer für Peter. Er versucht die guten, alten Zeiten ins Gespräch zu bringen. Wie sie damals in den Sommerferien mit den Fahrrädern immer ins Freibad gefahren sind. Oder Dariusz Wosz. Hinrunde 91/92. Aber Holger lässt sich nicht abbringen und redet weiter von den Früchten seiner Arbeit. Von den schönen Anzügen und vom Benz und vom Eigenheim in Dölau. Und so weiter und so fort.

"Wie hältst du das eigentlich aus?" Holger sieht aus müden Augen zu Peter rüber. "Den ganzen Tag nichts machen, mein ich."
"Kaffee?" Peter hält die Kanne schon über Holgers Tasse. "Ich mach ja nicht nichts. Ich mach sogar sehr selten nichts. Vermutlich mach ich an vielen Tagen mehr als du."
Holger lächelt verständnislos. "Ja, bitte." Er wischt sich mit der Hand über den Mund. Macht er oft. "Du und mehr machen als ich. Wer's glaubt."
"Doch, doch stimmt schon. Ich mach eben nur was anderes, für dich sieht das dann eben nur aus wie nichts. Hast ja gar keine Zeit hinzugucken."
Holger trinkt von seinem Kaffee. Peter gießt sich jetzt ebenfalls ein. Nimmt ganz bedächtig das Milchkännchen, das er irgendwann an einem Dienstagvormittag getöpfert hat, vom Tisch und füllt unter gleichmäßigem, gemächlichem Rühren das letzte Drittel seiner Tasse auf. Peter kann im Augenwinkel sehen, wie Holger ihm gebannt zusieht. Der schüttet für gewöhnlich. Erst den Kaffee in die Tasse, dann die Milch obendrauf, dass es nur so spritzt, und schließlich das Gemisch in sich rein. Gebrüht hat er ihn wie immer, aber Peter hat schon bewusst nicht seinen Lieblingskaffee gemacht. Jemen Mocca Matari aus der Rösterei am Alten Markt. Perlen vor die Säue, hat er sich gedacht.
Peter sieht Holger an, "siehst du? Endlich nimmst du dir mal Zeit einfach zu gucken, was und wie andere machen."
Holger wippt unregelmäßig mit den Füßen. "Aber das ist doch nicht etwas machen, das ist Kaffee."
Peter rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf, ehe er seine Tasse behutsam zum Mund führt. "Holger, du rennst durchs Leben. Scheuklappen auf. Immer ein Ziel im Blick. Haus, Auto, Familie. Immer rennen. Immer hetzen. Gehetzt werden, von dir selbst." Peter stellt die Tasse wieder auf den Couchtisch. "Niemals nach links oder rechts blicken, geschweige denn abweichen. Immer nur schnurstracks geradeaus."
"Und? Wenigstens hab ich ein Ziel." Holger schüttet den letzten Schluck Kaffee hinter.
Peter weiß jetzt schon, dass Holger gleich aufspringen wird. "Lass doch einfach mal was laufen. Es geht darum, wie man etwas macht, und nicht darum, was dabei rauskommt. Samu."
"Sa-Was?" Holger sieht ihn aus großen Augen an.
"Samu. So nennen die im Zen-Buddhismus ihre meditativen Arbeiten." Das hat er mal aufgeschnappt, als er spaßeshalber in so einem Seminar der Japanologie saß.
"Meinetwegen, mach du nur wie und nicht was. Ich muss dann auch echt wieder los."
"Fast eine Stunde, immerhin", Peter nickt anerkennend.
Holger steht vom Sessel auf, rückt die Hose zurecht und streicht sein Hemd glatt, ehe er sich wieder über den Mund wischt. "Ich lass mich dann wieder selbst raus. Bis nächste Woche, wenn nichts dazwischen kommt."
"Du weißt, ich find auch an jedem anderen Tag Zeit. Mach's gut, Holger."


Holger hat die Wohnung verlassen. Peter sitzt mit seinem erkalteten Kaffee vor seiner Modelleisenbahn. Erst vor ein paar Minuten noch hat er Holger vom Fenster aus zum Abschied gewunken. Er bewundert, wie all seine kleinen Kreationen ineinander greifen. Hinter einem der winzigen Fenster steht ein Männchen und blickt auf den Unfall auf der kleinen Straße aus PVC. Runter gehen zu Holger kann er nicht. Nervenflattern. Schockstarre. Peter betrachtet weiter die kleine Welt vor sich. "Eines Tages", murmelt er vor sich hin, "wirst du erkennen, dass dein Gehetze und Gerenne dir gar nichts gebracht haben, lieber Holger. Ich hoffe für dich, dass es nicht schon zu spät ist." Er legt das Telefon jetzt neben den Regler für die Bahn. Der Tote auf PVC wird gerade abtransportiert. Draußen gehen jetzt auch die Sirenen des Krankenwagens. Bevor Peter vom Fenster zurückgetreten ist, hat Holger ihn noch vom Asphalt aus angestarrt. Der Krankenwagen müsste jetzt jeden Augenblick da sein.