Sonntag, 30. Oktober 2016

Diptychon

ich hab mir von maskulisten nie das selbstverständnis versauen lassen
denn auch wenn sie's nich zugeben, geht's doch ums frauen klatschen
was soll ich machen ich steh halt eher auf ischen, die kopf geben
doch nich so wie sich stillschweigend neben bond legen
ich mein ganz einfach frauen mit dicken eiern
halt eher so rosa parks statt glitzerkleidern
doch seh oft nur schmale knochen, hohe hacken oder plastiktitten
kunstbräune, kunstnägel, extensions in blondierten haarschnitten
was is nur geworden aus der schöneren hälfte der menschheit
vermutlich tweetet die reinkarnierte marlene dietrich in echtzeit
grad ihr leben doch's liest keiner mit, sie wird nie karriere machen
denn eine glattgebügelte welt fürchtet und unterdrückt ihre eigenarten
ich mein warum leuchtet marie curies grab noch immer im dunkeln
ganz einfach weil strasssteine und klunker nie wie radium funkeln
doch statt zu kämpfen tragen sie heut skinny jeans dazu weiße sneaker
denken sie wären heiß, doch's ist nicht mal leichtes fieber
vielleicht liegt der fehler bei mir, denn ich bin kein puppenspieler
vielleicht liegt der fehler bei mir, kann nix anfangen mit ihren bunten lidern
den klauengleichen nägeln und den vollverputzten kunstfasaden
die sie gesichter nennen und ausdruckslos vor sich hintragen
denn sie fürchten sich vor krähenfüßen, cellulite und ein, zwei dehnungsstreifen
BMI unter zwanzig, höchstens ma kichern aber wo bleiben dann die lachfalten die das leben zeichnet
so verstecken sie sich am ende vor sich selbst hinter gesellschaftlichen normen
und wundern sich dann, dass immer nur dumme spacken bei ihren eltern vorturnen
und zwischen schminktipps ausm internet und mandelmilch im caffè latte
ham sie scheinbar geschafft die welt zu verstehen, denn primark is ne klasse sache
keine ahnung ob's nur am kommerz liegt, aber was andere vor ihnen verteufelten
passt ihnen wie angegossen und so nennen sie sich dann nur noch freundinnen
freundin von diesem oder jenem, is ja okay bis die eig'ne identität auf der strecke bleibt
aus angst vorm blaustrumpflabel oder der frage was diese beschiss'ne zecke treibt
es muss ja nich unbedingt die latzhose und niemand gleich olympe de gouges sein
aber muss hausfrau und mutter wirklich noch immer bezeichnung für nen beruf sein
sicher das patriarchat ist ein unterdrückerischer, kleiner, fieser hundesohn
doch wer gar nich erst anfängt ihn zu bekämpfen, verliert halt im grunde schon
was is so schlimm an haare uff de zähne, fragt mann je ob er jetz so reden darf
und hinterfragt dann jemals irgendwer ob ihn vielleicht grad sowas wie die regel plagt
ich bin auch nur ratlos, ich hab auch bloß keinen plan wie's richtig geht
ich bin nur sicher castingshows mit heidi k sind wohl nich der weg
mein job is nich die lösung zu finden das wunder zwischen meinen beinen is nur ein elfter finger
das is nich mein kampf, den es da zu fechten gilt, sitz selbst in nem vollbesetzten zwinger



denn ich hab keine ahnung ob ich n richtiger kerl bin, was macht so jemand eigentlich aus?
ich kann nägel in die wand hauen, n regal zusammenzubauen, schaff ich auch
ich steh auch auf dicke titten und nackte hintern
und wär ohne meine mittelfinger sprachbehindert
doch was mich eben zweifeln lässt, ich will kein toastbrot ficken
da scheiß ich dann sogar auf'n dicken arsch und große titten
oder anders gesagt ich will keine alte angraben, ich will nen geilen mensch kennenlern'
und das am besten bevor ich mich noch weiter von dieser welt entfern
klassischerweise müsst ich saufen wie'n loch oder wehrdienst leisten
frauen benutzen und wegwerfen oder zumindest andern typen den arsch aufreißen
ich müsst mich angegriffen fühlen, wenn jemand sagt, dass ich nen kleinen schwanz hab
doch dafür sind er und ich wohl einfach zu ganja
zu tiefenentspannt und zu weit weg von der alten rollenverteilung
ich bin auch gern hausmann und toyboy und scroll in der zeitung
denn die papierausgabe passt mir wie was ich sein sollte einfach vom format her nich
und wenn ich statt mir ne frau im vorstand will, ist das nur normal ehrlich
will ich dann doch mal zeigen wie lang mein schwanz, wie dick meine hoden sind
trink ich eben einfach in der öffentlichkeit ne erdbeer- statt ner schokomilch
definier mein kerlsein nich über die kerben in meinem bettpfosten
meine eigne trinkfestigkeit, die anderer oder übers pep rotzen
der lohn dafür? ich fürcht mich nich vor sternchen oder unterstrichen
feier freiheit und gleichheit, doch kau am selbstzweifel beim betrachten der bunten bildchen,
die mir sagen ich müsst ne stunde stehen können und doppelt so groß sein am besten auch
doch bin einfach tankgirl mit penis statt panzer und statt wespentaille mit fettem bauch
naja sei's wie's ist, ich weiß nich was ist überhaupt diese männlichkeit
und viel wichtiger wer is' dieses patriarchat, dass es so unvergänglich scheint

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen