Donnerstag, 1. Juni 2017

Neuanfang

Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist ein halb zerlegter Wartburg. Wir sind darin und darauf rumgeklettert, "gefahren" und haben die Sitzpolster noch weiter zerfetzt.

Dann kam der Umzug und manchmal hab' ich noch den Wartburg vor Augen. Dicht gefolgt von diesem einen komischen Geruch. Der stammt auch aus meiner Kindheit. Künstlich, chemisch. Wahrscheinlich böses krebserregendes Spielzeug aus China. Beinahe unmöglich zu beschreiben. Sie verfolgen mich beide bis heute. Keine kindlich gebliebenen Gesichter von Kindergartenfreunden, nur der Wartburg und dieser Geruch.

Dann kam die Kleinstadt. Tiefstes Niemandsland zwischen H. und L.
D. wie das schon klingt. Erst durchnässten meine Tränen die Laken, dann irgendwann andere Körperflüssigkeiten. Hat wohl doch Eindruck hinterlassen. Mittlerweile ist da nur das Gefühl geblieben kein zu Hause mehr zu haben, nicht dazuzugehören und regelmäßig neu anfangen zu müssen. Nur nicht zur Ruhe kommen. Lieber alles mit dem Arsch wieder einreißen, was ist, und die Zähler auf Null stellen.

Sicher, manchmal will ich, dass alles bleibt, wie es ist, aber meistens hindert mich der Unwille am Ankommen. Es ist weniger eine bewusste Entscheidung als ein innerer Zwang alles neu gestalten zu wollen. Ich kann einfach nicht glauben, dass es gut sein kann, wie es ist, und so stürze ich mich in selbstgemachtes Elend. Hauptsache nicht stehen bleiben. Hauptsache niemals etabliert sein. Jobs annehmen, kündigen, umziehen, verlieben, trennen. Nur nicht annehmen, was ist, ganz gleich, wie gut es sich anfühlt.

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