Ich sitze am Bahnsteig und warte
auf meinen Zug. Ich muss weg aus dieser Stadt, diesem Land, diesem Leben und
seinem Trott. Er müsste jeden Moment kommen, die Flasche ist fast leer, die
Schachtel auch.
Früher saß ich oft hier und hab auf
den Zug gewartet, um auf Arbeit zu fahren oder mich mit Freunden zu treffen,
die alle längst in die große Stadt ein paar Kilometer südlich gezogen sind.
Damals sind wir oft zusammen dahin gefahren. Anfangs mit dem Zug, später mit
dem Auto. Irgendwann war ich dann einzige von uns im Zug. Jetzt sitz ich wieder
allein hier und warte. Ich will mich nicht mit ihnen treffen, ich warte nur. Er
müsste jeden Moment kommen, das Signal steht schon auf gelb. Ich bin lange
nicht mehr Zug gefahren und eigentlich hab ich auch heute keinen Grund. Hab
hier in der Stadt einen Job und die Freunde von damals längst einen nach dem
anderen verprellt.
Ich denke wieder darüber nach, was
in letzter Zeit, den letzten Jahren, falsch lief bei mir. Ich trinke den
letzten Schluck und schnippe den Kippenstummel ins Gleisbett. Das Signal
springt auf grün. Ich bin allein hier. Die Ansage kündigt die Durchfahrt eines
Zugs an. Ich stehe auf und stelle mich zwischen Bahnsteigkante und die weiße
Markierung. Ich blicke nach links und rechts.
Das Surren in der Oberleitung
kündigt jetzt ganz deutlich den Zug an und dann erscheint er schon aus der
Kurve. Erst die Lok, gefolgt von den Waggons. Ich schließe die Augen und warte
bis das Surren und Rattern die einzigen Geräusche werden. Ich kann die Mauer aus komprimierter Luft,
die er vor sich herschiebt, schon spüren. Nur noch ein paar Sekunden. Er hupt,
mein Zug.
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