Montag, 20. Februar 2017

Kantina Kartoshka



was der bauer nicht kennt, frisst er nicht
alles südlich von wiener schnitzel ist ihm widerlich
doch das erstreckt sich nicht nur aufs essverhalten
so lang es läuft, will er sich selbst verwalten
dass es läuft, heißt in dem fall alles wie gehabt
er hat nunmal seit 15 jahren am selben platz geparkt
doch jetzt steht plötzlich ein andrer da
und im stammlokal gibt's keinen platz mehr zum jahrestag
der alltägliche trott gerät gerade ins wanken
und das futter für seinen gott kostet mehr beim tanken
die welt wird kleiner und dreht immer schneller
für ihn heißt interkulturell nur ab und zu 'n dönerteller
er meint die da oben und die flüchtlinge sitzen im selben boot
für ihn ist es voll, denn er sieht seine welt bedroht
denn der kleine horizont schützt nicht mehr vor der wahrheit/wirklichkeit
er kann nicht länger nur denken: fußball, arbeit, richtig geil
er beginnt zu begreifen, was and're seit jahren wissen
das leben ist kein ponyschlecken, sondern ein hartes kissen
wie man sich bettet, so liegt man, was ihm fehlt, sind bewältigungsstrategien
selbst die tv-kanäle funktionieren nicht mehr als beschäftigungstherapien
gegen seinen willen dringt die realität in sein leben ein
dabei wollte er stets nur ein stumpfes rädchen sein
und vor allem wollte er das leid nie vor der haustür haben
oder überhaupt irgendwas anderes außer dem garten
also frisst er weiter jeden tag seine kartoffeln in der kantine
und schmiert blindlings immerfort die maschine

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